Wie funktionieren japanische Toiletten? 日本のトイレの使い方(にほんのトイレのつかいかた nihon no toire no tsukaikata)
Bevor du dich nach Japan aufmachst und vor vollendete Tatsachen gestellt wirst, informiere dich am besten gleich hier, was es zu beachten gibt, wenn du auf eine japanische Toilette gehst.
Westlicher Stil – enter the future
Bekannt sind die supermodernen „westlichen“ japanischen Toiletten, mit allen Annehmlichkeiten wie Sitzheizung, Bidet bzw. Dusche für den Hintern. Vorsicht beim Ausprobieren der Knöpfe – es könnte leicht sein, dass dann deine Hose nass ist! Vielleicht sagt dir auch die Beschallung zu – mit dem vielsagendem Namen 音姫 (おとひめ, otohime – oto = Geräusch, Hime = Prinzessin) – Geräuschprinzessin. Nach einmal Drücken erklingt meist ein beruhigendes Wasserrauschen oder ein Klospülgeräusch, damit keine unangenehmen Laute nach außen dringen.
Manche High-Tech-Klos bieten auch eine automatische Spülung, die durch Infrarot-Erkennung weiß, ob der Toilettenbenützer das stille Örtchen bereits verlassen hat. Also nicht erschrecken! Und das I-Tüpfelchen sind Toilettensitze, die sich nach Gebrauch von selbst reinigen.
im geöffneten Zustand
Wo ist die Spülung zu betätigen in einer japanischen Toilette?
im geschlossenen Zustand – dahinter ist eine Art Hebel, mit der man die Spülung betätigen kann. Bei manchen Toiletten-Modellen muss man ein bisschen suchen, bis man die Spülung findet – wenn du gar nichts findest, schau, ob es am Boden einen Knopf gibt :D Oder es funktioniert automatisch.
Es gibt bei manchen Toiletten sogar eine Gebrauchsanleitung 使い方(つかいかた, tsukaikata, die Art und Weise, wie etwas verwendet wird)
Positiv finde ich übrigens, dass das Wasser, das für die Spülung verwendet wird, bei manchen Klo-Modellen auch (vorher) zum Händewaschen verwendet werden kann. Also wenn du die Spülung betätigst, kommt das Wasser für die Nachfüllung vorher durch ein kleines Handwaschbecken. So einfach ist es, Wasser zu sparen
Bei einigen Toiletten-Modellen kann man sich aussuchen, ob die Spülung für das große 大 oder kleine 小 Geschäft getätigt wird. Dazu dem Kanji entsprechend in die richtige Richtung drücken.
Wer es traditionell mag – die „Loch im Boden“ Variante
Andererseits gibt es da auch die von manchen verschmähten „traditionellen japanischen“ Toiletten, die etwas anders funktionieren – siehe Foto.
Dazu muss man sich in Grätsch-Haltung über der Toilettenöffnung, die sich ebenerdig befindet, positionieren und sein Geschäft verrichten. Nicht jedermanns Sache.
Natürlich gibt es auch ganz normale Toiletten, ohne elektronische Bedienung.
Wie findest du aber nun heraus, ob es sich um eine westliche oder traditionelle japanische Toilette handelt (am besten, bevor du sie betrittst)?
Ganz einfach: Meist gibt es bereits beim Eingangsbereich der Toilettenanlage einen kleinen Plan, welcher Stil sich hinter welchem Türchen befindet. Die längliche Variante ist das Symbol für eine traditionelle japanische Toilette, das rundliche Symbol steht für eine westliche. Siehe Foto links – der Plan einer Herrentoilette in einem japanischen Kaufhaus; die Damentoilette wäre rosa hinterlegt.
Zum leichteren Verständnis habe ich für dich zu den japanischen Zeichen die Aussprache in Hiragana sowie die Übersetzung hinzugefügt (男子用-だんしよう-danshiyou-für Herren; 洋式-ようしき-youshiki-westlicher Stil; 和式-わしき-washiki-japanischer Stil; für Damen würde 女子用-じょしよう-joshiyou heißen).
Lass dich nicht von dem 子 (Zeichen für Kind) verwirren, es handelt sich um eine normale Toilette für Erwachsene – aber so fühlt man sich doch gleich jünger.
Nach dem Geschäft – das Händewaschen 手を洗いましょう!(てをあらいましょう, te wo araimashou – lass uns Hände waschen)
Das Händewaschen gehört auf jeden Fall dazu – auch in Japan. Nur gibt es in Japan sehr oft keine Papierhandtücher zum Abtrocknen. Die Japaner haben dafür kleine Handtücher, die sie immer und überall mitschleppen, damit sie sich genau dann die Hände trocknen können, wenn es sonst keine andere Möglichkeit gibt. Sehr umweltfreundlich! Wenn du also keinen feuchten Händedruck geben möchtest, besorg dir auch eins – oder trockne deine Hände in der Hose.
japanisches Toiletten-Vokabular – wie sag ich „Klo“ auf Japanisch?
Zum Schluss noch ein paar japanische Wörter, um die nächste トイレ (Katakana-Variante – toire) zu finden. Die gebräuchlichste Variante ist お手洗い(おてあらい, o-te-arai) und bedeutet von den Kanjis her: da, wo man sich die Hände wäscht. 化粧室(けしょうしつ, keshoushitsu) ist noch etwas förmlicher und wird eher vom weiblichen Geschlecht verwendet, stehen die Kanji doch für Schmink-Raum (化粧 keshou bedeutet Make up). – > Wer die alte Sailor Moon Variante auf Deutsch gesehen hat: wenn sich die Sailor Kriegerinnen verwandeln, rufen sie: Macht der Mondnebel, mach auf – was eine falsche Übersetzung vom englischen Wort „make up“ (also Schminke) ist.
Weiters gibt es noch 便所(べんじょ, benjou). Ein altes Wort wäre auch noch 厠(かわや, kawaya).
Wenn du mal musst und dies auf japanisch sagen möchtest: auch da gibt es viele verschiedene Vokabeln – davon dann in einem der nächsten Beiträge. Was du aber auf jeden Fall wissen solltest: toire wa doko deska トイレはどこですか。Wo ist die Toilette?- Wortwörtlich: Toilette betreffend, wo (doko) sein?
Sauberkeit 綺麗(きれい, kirei, sauber/schön)
Die überwiegende Mehrzahl der japanischen Toiletten ist sehr sauber – besonders die in den U-Bahnstationen und Departmentstores. Gerade aber bei älteren touristischen Anlagen kann es jedoch sein, dass gerade im Sommer nicht die beste Luft vorherrscht und an Orten mit vielen Ausländern die „Grätsch“Toiletten nicht sonderlich appetitlich aussehen.
Ansonsten findet sich eigentlich überall Handseife (石鹸, せっけん, sekken, Seife) und meist auch Desinfektionsmittel für die Hände. Teilweise auch mit genauer Gebrauchsanleitung.
Die Zukunft japanischer Toiletten -トイレの未来(みらい) toire no mirai
Ich bin übrigens kein Fan der traditionellen Toiletten-Variante. Ich rechne mir schon immer aus, ob ich ein westliches Klo erwische, während ich in der Schlange warte. Und falls nicht, dann lasse ich einfach jemanden vor :)
Übrigens werden immer mehr „traditionelle“ Toiletten durch westliche ersetzt – wohl als Vorbereitung für die Olympischen Spiele 2020. Ich habe sogar schon ähnliche Modelle in Wien in einem Sanitär-Schauraum gesehen.
Andererseits bevorzugen gerade ältere Japaner die traditionelle Variante. Anatomisch gesehen ist die Grätsch-Haltung angeblich besser als unsere westliche Sitz-Haltung. Bei den modernen Toiletten sind manchmal auch Verbotstafeln aufgestellt, wo erklärt wird, dass man nicht auf der Klobrille draufstehen darf.
Das Foto vom „Loch im Boden“ wurde in touristischer Manier, als gerade niemand in Sichtweite war, von mir auf einer meiner ersten Japan-Reisen gemacht.
Mehr nützliche Tipps und Tricks für deine Japanreise gibt es auch im Reise-Vorbereitungskurs.