Ein bisschen wie eine Seifenoper präsentiert sich die Hintergrundgeschichte von Tanabata, dem Fest, das am 7. Juli, mancherorts auch am 7. August gefeiert wird.

Ursprünglich fand das Tanabata-Fest am 7. Tag des 7. Monats statt. Nach altem Mondkalender (so wie in China, wo das neue Jahr im Februar beginnt) wäre dies der August, heutzutage mit dem römischen Kalender (wo das neue Jahr einen Monat früher beginnt) ist es aber der Juli.

Schauen wir uns dazu die Kanji von Tanabata an: 七 das Zeichen für „Sieben“, und 夕, das Zeichen für „Abend“ -> ergo der 7. Abend. Hikoboshi (彦星, das zweite Kanji steht für Stern – hoshi, das zweite -hiko – für Kind der Sonne oder auch sehr oft für Teile von Männernamen verwendet – mit der Bedeutung Junge, als Gegenstückwort zu 姫、ひめ、Hime, Prinzessin), ein Kuhhirte – manchmal auch eine Gottheit, die für das Wohl der Tiere zuständig ist, trifft eines Tages die Weberin Orhihime (織姫 おりひめ, Weber-Prinzessin), manchmal auch als Göttin dargestellt, die für die Kleidung verantwortlich war.

Natürlich verlieben sie sich Hals über Kopf (恋に落ちる、こいにおちる, koi ni ochiru, in die Liebe hineinfallen). Fortan vernachlässigen sie leider ihre Pflichten, da sie nurmehr Augen für einander haben. Die Tiere haben nichts mehr zu essen und werden krank. Die Menschen/Götter haben keine neue Kleidung mehr zur Verfügung und müssen in Fetzen herum laufen.

Darüber erzürnen die Götter und verbieten Orihime und Hikoboshi, sich zu sehen, außer einmal im Jahr, zu Tanabata. An jenem Abend gibt es eine Brücke über die Milchstraße 天の川, あまのがわ, ama no gawa, (Himmelsfluss) und die zwei Liebenden können einander endlich wieder treffen. Außer es regnet, dann müssen sie auf das nächste Jahr warten…

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Orihimie und Hikoboshi @ Sui

 

Die Sternengeschichte dazu lautet, dass sich Wega und Altair nur einmal im Jahr an der Milchstraße treffen können. Der dritte Stern in diesem Sternbild, genannt Deneb, wirkt wie eine Brücke über die Milchstraße. Dieses Sternen-Dreieck erreicht seinen höchsten Punkt am Himmer Anfang August, genau an dem Tag, wo das ursprüngliche Fest stattfindet. Das Thema von Tanabata wird z.B. auch im Anime „Aquarion Evol“ behandelt.

Was macht man nun an diesem Fest in Japan? Tage vorher werden bereits Wünsche auf kleine Zettelchen (短冊, たんざく, Tanzaku) geschrieben, die dann auf Bambuszweige (笹, ささ, Sasa) im oder vor dem Haus aufgehängt werden und hoffentlich von den Gottheiten erhört werden.Man wirft sich in eher traditionelle Kleidung (Frauen in den 浴衣, ゆかた, Yukata, dem Baumwollkimono) und sieht sich ein Feuerwerk an, isst Kakigoori (かき氷, かきごおり, gecrushtes bzw. geschabtes Eis mit Sirup in leuchtenden Farben, z.B. Matchasirup)宇治金時 かき氷 und schlürft ein kaltes ビール, biiru, Bier, das bei der Hitze besonders gut mundet.

Nicht nur die großen Feuerwerke sind in Japan beliebt, sondern auch besonders die kleinen „Handfeuerwerke“, ähnlich wie die Spritzkerzen bei uns zu Weihnachten am Christbaum. Wer das Knisterfeuerwerk am längsten so halten kann, dass das Feuer nicht ausgeht, hat gewonnen.

In unseren Unterrichtsmaterialien haben wir eine Geschichte, die genau von diesem Fest handelt: Der Austauschstudent John macht bei einer japanischen Familie in Sendai für ein paar Tage Homestay und erlebt gemeinsam mit ihnen das Tanabatafest. Dann gibt es auch einen Lesetext, der noch genauer auf den Hintergrund des Festes eingeht. Diesen kannst du gemeinsam mit mir bei unserem Tanabata-Workshop lesen. Daneben kannst du auch noch traditionellen japanischen Tanabata-Schmuck selbst basteln, deine Wünsche schreiben (vielleicht erfüllen sie sich ja) und japanische kühle Köstlichkeiten essen. Zur Anmeldung geht es hier.

Welche Wünsche würdest du auf dein Tanabata Zettelchen schreiben?

Hier die Wünsche meiner Familie – kannst du sie entziffern?

Wenn du noch mehr über japanische Feste und den japanischen Sommer wissen willst, lies hier weiter.