Werden Romaji bald abgeschafft?
Romaji (ローマ字ausgesprochen Roomadschi – NICHT Romanji, Romanisierung des Japanischen, wortwörtlich Römische Schriftzeichen), die einzige Hilfe für Personen, die des japanischen Schriftsystems nicht lese- und schreibkundig sind, scheinen bald der Vergangenheit anzugehören.
Das sind die Parolen, die seit kurzem im japanischen Bildungsministerium immer lauter werden und heute Morgen hieß es, dass ein dazu passendes Gesetz verabschiedet wurde.
Der genaue Ablauf sei noch nicht festgelegt, jedoch werden nach und nach alle Beschilderungen und Anzeigetafeln abgeschafft, die das Umschriftsystem zusätzlich zu Kanji, Hiragana oder Katakana verwenden. Dabei sei es egal, ob es sich dabei um die Hepburn oder die von Ausländern abfällig, da schwierig zu lesen, behandelte Kunrei* Variante handelt.
Begründet wird dieser einschneidende Schritt damit, dass jeder Versuch, die japanische Sprache wiederzugeben, in all ihren Versuchen schlichtweg gescheitert sei. Nur Kanji, Hiragana und Katakana vermögen es, den wunderschönen und einzigartigen japanischen Satzbau und die japanische Aussprache adäquat darzustellen. Nur weil die USA damals auf eine „Verbesserung der Lesefähigkeit und Verständlichkeit“ für Nichtjapaner bestanden hatten und sich sogar dazu erdreistet haben, einige der Kana abzuschaffen, da diese redundant seien, sei man auf deren Forderungen wohl oder übel eingegangen.
Wenn man gewissen Quellen Glauben schenken darf, dann scheint es da noch weitere gewichtige Gründe zugeben. Seit die Covidrestriktionen gefallen sind, schwärmen mehr und mehr Ausländer in das Land der aufgehenden Sonne und übervölkern geschichtsträchtige Orte wie z.B. die alte Kaiserstadt Kyoto, benehmen sich ungehobelt und scheren sich einen Dreck über die vielgeliebten Regeln der Japaner. Kaum einer spricht mehr als ein paar Brocken Japanisch, sich die Schrift anzueignen scheint für viele wie für den Teufel das Weihwasser.
Kurz, das japanische Touristenamt versucht nun, auf qualitativ hochwertigen Tourismus zu setzen. Und da dürfe man schon erwarten, dass Hiragana, Katakana und grundlegende Kanji – am besten die 2.136 Kanji des Bildungsministeriums – zumindest auf einem Niveau beherrscht werden, um Schilder, Speisekarten und Karaokemaschinen verstehen zu können.
Es wird auch überlegt, Übersetzungsmöglichkeiten, wie etwa Google translate, zu sperren, sobald man in Japan die Einreise abgeschlossen hat. Insgeheim wünscht man sich sogar, dass jeder Nichtjapaner einen Nachweis vorweisen muss, der bescheinigt, dass man zumindest Hiragana und Katakana lesen kann.
Japanische Sprachschulen reiben sich schon die Hände in Vorfreude auf die zusätzlichen Kursteilnehmer, die ihnen diese Maßnahme bringen wird. Natürlich wird japanischlernen.at in Zusammenarbeit mit den japanischen Behörden ein ganz neues System entwickeln, das es einem erlaubt, Hiragana und Katakana noch schneller als bisher zu lernen, mit einem anschließenden Test, der bei Bestehen automatisch das notwendige digitale Zertifikat ausstellt. Basis für dieses System ist das bekannte Buch „Japanisch für Anfänger“ von Manuela Ito-Loidl, das bisher bereits über 8.000 Mal verkauft wurde.
* Beispiel, das zeigt, dass das Kunrei-System nicht ganz jugendfrei ist:
Die Stadt Shinjuku (ausgesprochen Schin-dschuku) wird dabei als Sin-jyuku geschrieben. Wobei, mit all den Hostclubs, den Yakuza etc. dürfte das nicht ganz so unpassend sein.