Willkommen zum ersten Teil von Veronika’s Blog. In den nächsten Tagen informiert dich unsere Praktikantin über Hikikomori und ihre Darstellung in Anime.
Zunächst einmal, was versteht man unter hikikomori überhaupt?
Der Begriff hikikomori, geschrieben 引きこもり, setzt sich aus den Verben 引くhiku (zurückziehen) und こもるkomoru (sich einschließen) zusammen, was zusammengesetzt das Grundprinzip dieses Verhaltens beschreibt.
Hikikomori ist ein Phänomen, welches erstmals von dem japanischen Psychologen Saitō Tamaki beschrieben wurde und auch unter der Bezeichnung „sozialer Rückzug“ bekannt ist. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um ein Verhalten von Personen, die sich mindestens 6 Monate lang in ihrem Zuhause einschließen und persönlichen Interaktionen, mit Ausnahme von denen mit Familienangehörigen oder nahestehenden Personen, aus dem Weg gehen. Die Ursache dieses Phänomens verteilt sich auf mehrere Faktoren, die von gesellschaftlichem Druck (z.B. Schulabbruch, Arbeitslosigkeit) bis hin zu psychischen Problemen (Depressionen, Suchterkrankungen wie z.B. Internetsucht und Gamingsucht, Angststörungen, PTBS, …) reichen.
Neben den Entstehungsfaktoren wurde auch der ungesunde Lebensstil der hikikomori und dessen Folgen untersucht. Aufgrund ungesunder Ernährung, Gewichtszunahme, fehlender Bewegung und gestörtem Schlafrhythmus haben hikikomori eine hohe Anfälligkeit Hypertonie und Adipositas zu entwickeln. Dieser Lebensstil wird heutzutage durch Zustell- und Lieferdienstangebote erleichtert.
Laut einer Umfrage des Kabinettbüros Japan, welche 2015 durchgeführt wurde, beträgt die Anzahl der hikikomori in Japan ungefähr 1,15 Millionen Menschen. Die tatsächliche Anzahl wird jedoch auf 1,2% der Bevölkerung Japans geschätzt, was 1,5 Millionen Betroffene ausmacht.
Bezüglich Therapiemöglichkeiten gibt es bisher Schwierigkeiten. Es gibt einige Untersuchungen zu Fallstudien, zum Beispiel „Jogging Therapy“ für hikikomori, oder auch „Kann Pokémon GO hikikomori aus ihrer isolierten Welt retten?“ (Die Antwort lautet: Leider nein, aber sie werden dadurch ermutigt das Haus zu verlassen). Eine weitere Fallstudie ergab, dass es meistens länger als ein Jahr dauert, ehe sich hikikomori dazu entschließen, nach Hilfe zu suchen. Das hat unter anderem mit der Angst vor persönlichem Kontakt bzw. der Außenwelt, Veränderungen und neuen Erfahrungen zu tun.