In diesem Blogartikel habe ich versucht, den Valentinstag aus der Sicht beider Geschlechter darzustellen – da ich eine Frau bin, ist der Teil aus der Sicht eines Mannes also sehr subjektiv – gerne freue ich mich auf Kommentare von Herren mit Valentinstag-Erfahrung in Japan :)
Klicke hier und lerne alle wichtigen Wörter und Redewendungen, die du für heute auf Japanisch brauchst (und noch mehr).
Valentin aus der Sicht einer Frau
Ich erinnere mich noch genau, wie ich meinen ersten Valentinstag in Japan verbrachte – bzw. zumindest, was ich vorbereitend gemacht habe :) Meinen damaligen Freund, jetzt Ehemann, kannte ich noch nicht so lang – aber ich wusste bereits, dass er Süßes nicht sooo mochte (jetzt hier in Wien geht manchmal ein Stück Schoko-Torte, aber nur gemeinsam mit schwarzem Kaffee OHNE Zucker und Schlagobers). So ging ich in meinen Lieblingsstarbucks und kaufte für ihn einen dieser super-kawaii ( 超可愛い、ちょうかわいい – choukawaii) Tassen mit einem fetten roten Herz drauf. Bei einem netten Essen in einer Pizzeria bekam er dann das Geschenk, schön verpackt – Verpackung ist in Japan gaaaanz wichtig. Gscheite Pizza in Japan ist selten und teuer, die Pizza-Zustelldienst-Preise ein Wahnsinn, weil so hoch. -> Pizza und anderes ausländisches Essen in einem unserer nächsten Blogbeiträge :)
Ob er sich wirklich über das Ding gefreut hat, weiß ich bis heute nicht – aber mein 主人 (しゅじん, shujin, Ehemann – das „go“, das man manchmal davor gibt – goshujin + sama macht das ganze noch höflicher bzw. unterwürfiger XD
Die Kanji selbst bedeuten: 主Haupt und 人Mensch – na, der wichtigste Mensch – eh schon wissen) hat es bis heute – irgendwo im Haus seiner Eltern in Japan :P
Was ich dann aber davon hatte? Ich bekam am White Day (genau einen Monat später) von ihm zwei kleine super-kawaii Handtücher. Die verwendet unser Sohn jetzt zum Händeabtrocknen :P
Was passiert also wirklich am Valentinstag in Japan und was ist dieser White Day?
In diversen Anime/Manga wird es ja schon zur Tradition. Meist sieht man in der Valentinsepisode die Mädchen 一生懸命 (いっしょうけんめい, isshoukenmei, mit aller Kraft) für ihre Freunde, Kameraden und den gewissen Jemand Schokoherzen, Pralinen und Schokokuchen herstellen. Diese werden dann fleißig verteilt – die meisten Schoki sind davon “giri-choko” 義理(ぎり)チョコ , Pflichtschokolade.
Kuriose Info am Rande: dieses Giri 義理(ぎり) kommt auch in der Schwiegermutter vor: giri no okaasan 義理のお母さん, nur das Stück Schokolade für den special somebody hat dann das echte Gefühl drin, honmei 本命ほんめい – also dass man die Person wirklich sehr gern hat und das Geschenk nicht aus Pflichtgefühl gibt.
Natürlich ist das ein bisschen übertrieben dargestellt. Aber es findet sich in vielen Geschäften, auch so wie bei uns kurz vor dem Valentinstag, alles, was man braucht, um für seine Lieben Schokoherzen usw. herzustellen. Manche Mädchen geben sich auch wirklich richtig Mühe, andere wiederum tun sich das nicht an. Dass an Valentin nur die Herren der Schöpfung ein Geschenk bekommen, stimmt. Auch manche Papas dürfen sich über ein Stück Schoko von ihren Töchtern freuen.
In letzter Zeit stellt sich aber auch in Japan die Emanzipation an und manche Frau findet es nicht mehr angebracht, sich so viel Mühe dafür zu geben und womöglich einen Monat später sowieso kein Rückgeschenk zu bekommen (siehe weiter unten).
Aus der Sicht der Männer
Der Valentinstag ist für die 男の子 (おとこのこ, otokonoko, Jungs) sozusagen ein dokidoki-Tag (ドキドキ, Aufregung, das Herz macht auf Japanisch „dokidoki“, also bumbum, bumbum). Wenn sie in die Schule kommen, ist der Tag der Wahrheit für einen jeden Mann gekommen – bekommt er von seiner Flamme ein Geschenk? Bzw. von wem noch – wer unter den Jungs hat die meisten Schoki abgeräumt? Und wenn man als Mann leider nix bekommen hat, ist man wohl doch etwas ochikondeiru (落ち込んでいる、おちこんでいる, betrübt, niedergeschlagen).
Auch die Frauen bekommen etwas (aber erst einen Monat später)
Der Rückzahltag (okaeshi – お返し, おかえし, die Rückgabe) ist dann eben einen Monat später – am White Day bekommen die Mädchen von ihrem kareshi (彼氏, かれし, Boyfriend) ein プレゼント (purezento, Geschenk). So gesehen hat die japanische Wirtschaft gleich zweimal etwas davon.
Die Kultur des Geschenkegebens ist in Japan übrigens sehr wichtig. Es gibt sogar das schöne japanische Wort: 三倍返し (さんばいがえし, sanbai-gaeshi). 三 = drei, 倍 (-fach -> also dreifach) und 返し (kaeshi, durch das sanbai davor ändert sich die Aussprache zu gaeshi).
Kurz: wenn man etwas geschenkt bekommt, sollte man das Dreifache (an Wert) zurückgeben.
Und ja, man geht ins Love Hotel :P (Die Wände japanischer Wohnungen sind sehr dünn = hellhörig, da sind die gut ausgestatteten Räume so eines Love-Hotels schon eine willkommene Möglichkeit, traute Zweisamkeit zu verbringen, ohne andere Leute damit zu „stören“ XD)
Hast du schon mal zum Valentinstag etwas Selbstgemachtes verschenkt?