In diesem Blogartikel habe ich versucht, den Valentinstag aus der Sicht beider Geschlechter darzustellen – da ich eine Frau bin, ist der Teil aus der Sicht eines Mannes also sehr subjektiv – gerne freue ich mich auf Kommentare von Herren mit Valentinstag-Erfahrung in Japan 🙂

Klicke hier und lerne alle wichtigen Wörter und Redewendungen, die du fĂŒr heute auf Japanisch brauchst (und noch mehr).

Urheber: nancy10

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Valentin aus der Sicht einer Frau

Ich erinnere mich noch genau, wie ich meinen ersten Valentinstag in Japan verbrachte – bzw. zumindest, was ich vorbereitend gemacht habe 🙂 Meinen damaligen Freund, jetzt Ehemann, kannte ich noch nicht so lang – aber ich wusste bereits, dass er SĂŒĂŸes nicht sooo mochte (jetzt hier in Wien geht manchmal ein StĂŒck Schoko-Torte, aber nur gemeinsam mit schwarzem Kaffee OHNE Zucker und Schlagobers). So ging ich in meinen Lieblingsstarbucks und kaufte fĂŒr ihn einen dieser super-kawaii ( è¶…ćŻæ„›ă„ă€ăĄă‚‡ă†ă‹ă‚ă„ă„ – choukawaii) Tassen mit einem fetten roten Herz drauf. Bei einem netten Essen in einer Pizzeria bekam er dann das Geschenk, schön verpackt – Verpackung ist in Japan gaaaanz wichtig. Gscheite Pizza in Japan ist selten und teuer, die Pizza-Zustelldienst-Preise ein Wahnsinn, weil so hoch. -> Pizza und anderes auslĂ€ndisches Essen in einem unserer nĂ€chsten BlogbeitrĂ€ge 🙂

Ob er sich wirklich ĂŒber das Ding gefreut hat, weiß ich bis heute nicht – aber mein äž»äșș (しゅじん, shujin, Ehemann – das „go“, das man manchmal davor gibt – goshujin + sama macht das ganze noch höflicher bzw. unterwĂŒrfiger XD

Die Kanji selbst bedeuten: äž»Haupt und äșșMensch – na, der wichtigste Mensch – eh schon wissen) hat es bis heute – irgendwo im Haus seiner Eltern in Japan 😛

Urheber: logistock

Was ich dann aber davon hatte? Ich bekam am White Day (genau einen Monat spĂ€ter) von ihm zwei kleine super-kawaii HandtĂŒcher. Die verwendet unser Sohn jetzt zum HĂ€ndeabtrocknen 😛

Was passiert also wirklich am Valentinstag in Japan und was ist dieser White Day?

In diversen Anime/Manga wird es ja schon zur Tradition. Meist sieht man in der Valentinsepisode die MĂ€dchen äž€ç”Ÿæ‡žć‘œ (いっしょうけんめい, isshoukenmei, mit aller Kraft) fĂŒr ihre Freunde, Kameraden und den gewissen Jemand Schokoherzen, Pralinen und Schokokuchen herstellen. Diese werden dann fleißig verteilt – die meisten Schoki sind davon “giri-choko” 矩理(ぎり)チョコ , Pflichtschokolade.

Kuriose Info am Rande: dieses Giri 矩理(ぎり) kommt auch in der Schwiegermutter vor: giri no okaasan çŸ©ç†ăźăŠæŻă•ă‚“, nur das StĂŒck Schokolade fĂŒr den special somebody hat dann das echte GefĂŒhl drin, honmei æœŹć‘œă»ă‚“ă‚ă„ – also dass man die Person wirklich sehr gern hat und das Geschenk nicht aus PflichtgefĂŒhl gibt.

Urheber: todoma

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NatĂŒrlich ist das ein bisschen ĂŒbertrieben dargestellt. Aber es findet sich in vielen GeschĂ€ften, auch so wie bei uns kurz vor dem Valentinstag, alles, was man braucht, um fĂŒr seine Lieben Schokoherzen usw. herzustellen. Manche MĂ€dchen geben sich auch wirklich richtig MĂŒhe, andere wiederum tun sich das nicht an. Dass an Valentin nur die Herren der Schöpfung ein Geschenk bekommen, stimmt. Auch manche Papas dĂŒrfen sich ĂŒber ein StĂŒck Schoko von ihren Töchtern freuen.

In letzter Zeit stellt sich aber auch in Japan die Emanzipation an und manche Frau findet es nicht mehr angebracht, sich so viel MĂŒhe dafĂŒr zu geben und womöglich einen Monat spĂ€ter sowieso kein RĂŒckgeschenk zu bekommen (siehe weiter unten).

Aus der Sicht der MĂ€nner

Der Valentinstag ist fĂŒr die 男た歐 (おべこぼこ, otokonoko, Jungs) sozusagen ein dokidoki-Tag (ドキドキ, Aufregung, das Herz macht auf Japanisch „dokidoki“, also bumbum, bumbum). Wenn sie in die Schule kommen, ist der Tag der Wahrheit fĂŒr einen jeden Mann gekommen – bekommt er von seiner Flamme ein Geschenk? Bzw. von wem noch – wer unter den Jungs hat die meisten Schoki abgerĂ€umt? Und wenn man als Mann leider nix bekommen hat, ist man wohl doch etwas ochikondeiru (èœăĄèŸŒă‚“ă§ă„ă‚‹ă€ăŠăĄă“ă‚“ă§ă„ă‚‹, betrĂŒbt, niedergeschlagen).

Auch die Frauen bekommen etwas (aber erst einen Monat spÀter)

Der RĂŒckzahltag (okaeshi – ăŠèż”ă—, おかえし, die RĂŒckgabe) ist dann eben einen Monat spĂ€ter – am White Day bekommen die MĂ€dchen von ihrem kareshi (ćœŒæ°, かれし, Boyfriend) ein ăƒ—ăƒŹă‚Œăƒłăƒˆ (purezento, Geschenk). So gesehen hat die japanische Wirtschaft gleich zweimal etwas davon.

Die Kultur des Geschenkegebens ist in Japan ĂŒbrigens sehr wichtig. Es gibt sogar das schöne japanische Wort: äž‰ć€èż”ă— (さんばいがえし, sanbai-gaeshi). 侉 = drei, 怍 (-fach -> also dreifach) und èż”ă— (kaeshi, durch das sanbai davor Ă€ndert sich die Aussprache zu gaeshi).

Kurz: wenn man etwas geschenkt bekommt, sollte man das Dreifache (an Wert) zurĂŒckgeben.

Und ja, man geht ins Love Hotel 😛 (Die WĂ€nde japanischer Wohnungen sind sehr dĂŒnn = hellhörig, da sind die gut ausgestatteten RĂ€ume so eines Love-Hotels schon eine willkommene Möglichkeit, traute Zweisamkeit zu verbringen, ohne andere Leute damit zu „stören“ XD)

Hast du schon mal zum Valentinstag etwas Selbstgemachtes verschenkt?

Mehr zur japanischen Liebesprache hier.