Persona 4 Golden und das honne – tatemae Konzept

Das Spiel Persona 4 Golden ist ein JRPG (Japanese Role-Playing Game), welches vom japanischen Entwicklerstudio ATLUS entwickelt und am 13. Juni 2020 für Windows auf Steam veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem männlichen Protagonisten namens Yū Narukami, der zu seinem Onkel und seiner kleinen Cousine nach Ibana zieht.

Jedoch kommt es zu einer mysteriösen Mordserie, bei der – nur bei nebeligem Wetter – ein neues Opfer ausfindig gemacht wird. Als eine Klassenkollegin plötzlich verschwindet, beschließt er sie mit seinen Freunden Satonaka Chie und Hanamura Yōsuke wiederzufinden. Dabei findet der Protagonist heraus, dass in regnerischen Nächten um Mitternacht Bilder und Videoausschnitte auf seinem Fernseher zu sehen sind, die das vermeintlich nächste Opfer der Mordserie zeigen. Weiters hat er die Fähigkeit, durch Fernsehbildschirme hindurchzugehen und dabei in eine andere Welt zu gelangen. In dieser Parallelwelt möchte der Protagonist mit seinen Freunden nach der Klassenkollegin suchen, sie stoßen jedoch immer wieder auf Gefahren: Die Charaktere treffen unter anderem auf Wesen, die sie als „Schatten“ bezeichnen und die die dunkle und negative Seite von einem selbst repräsentieren.

Der Titel des Spiels macht es bereits deutlich, dass es sich hierbei es sich um eine Anlehnung an eine Persönlichkeitstheorie nach C. G. Jung handelt. Laut Jung ist „Persona“ das Bild, das man von sich nach außen abgibt, jedoch nicht das tatsächliche „Ich“ widerspiegelt. Im Gegensatz dazu steht der „Schatten“, der eine Ansammlung von sozial unterwünschten und unterdrückten negativen Ereignissen und Gedanken repräsentiert. Im Spiel werden diese Schatten als Gegenspieler dargestellt.

Da es sich hier um ein japanisches Spiel handelt, kann zusätzlich zur Persönlichkeitstheorie von Jung ein weiteres gesellschaftliches Phänomen betrachtet werden: das honne – tatemae Konzept.

• Der Begriff tatemae 建前, geschrieben mit den Kanji建 たて (tate) „erbauen/errichten“ und 前 まえ mae „davor“, beschreibt die Anpassung an gesellschaftliche Erwartungen, was in etwa wie „Persona“ gesehen werden kann.

• Das Gegenstück dazu ist honne本音, geschrieben mit 本 ほん (hon), was eigentlich „Buch“ oder „Ursprung“ bedeutet, wie es auch in „Japan“ 日本 にほん (nihon) zu sehen ist. In dem Fall bedeutet es jedoch „wahr“ wie in 本当 ほんとう(hontou). 音 おん (on), bedeutet Ton oder Laut (so wie in 音楽 おんがく(ongaku) „Musik“). Es ist also der „wahre Ton“, das, was man wirklich empfindet, und an das Konzept des „Schattens“ nach Jung erinnert.

Diese Verhaltensweise kommt in der japanischen Gesellschaft oft zum Vorschein, und ist unter anderem auch einer der Gründe, weshalb hikikomori versteckt bleiben und nicht nach Hilfe suchen. (siehe Hikikomori Blog)

Eine Besonderheit des Spiels Persona 4 Golden ist jedoch, dass es nicht darum geht, die Schatten zu besiegen und das tatemae aufrecht zu erhalten, sondern im Gegenteil: Es wird ermutigt zu sich zu stehen, und die eigenen Schatten zu akzeptieren. Im Spiel verwandeln sich diese in sogenannte Persona, Schutzgeister, die die Charaktere beschützen. Im übertragenen Sinne kann man diese Persona als „Resilienz“ betrachten, also psychische Widerstandskraft, die mithilfe der Selbstakzeptanz gestärkt wird. Somit vermittelt das Spiel, dass es wichtig ist zu sich zu stehen und betont anhand der vielseitigen Hintergrundgeschichten der Charaktere, wie sehr sich tatemae und honne voneinander unterscheiden können.

Habt ihr Persona 4 gespielt? Wie findet ihr die Charaktere? Ist euch das honne – tatemae Phänomen auch in anderen Medien wie Anime aufgefallen?