Österreich und Japan – das ist wie Sachertorte ザっハトルテ und Sushi 寿司? Da geb ich dir recht. Und trotzdem gibt es viel mehr Ähnlichkeiten also du vielleicht glaubst.
Kochen mit dem Schwiegerpapi
Ich kann mich noch erinnern, wie ich das erste Mal gemeinsam mit meinem (damals noch nicht) Schwiegervater das erste Mal in der Küche gestanden bin und mit ihm Schnitzel gekocht habe. Er schien am Anfang etwas aufgeregt zu sein, mit einer Ausländerin in der Küche zu stehen und er sagte auch wortwörtlich: „Ich hätte mir nie träumen lassen, mit einer Ausländerin gemeinsam zu kochen, und das in meiner Küche!“
Nach unserem Kocherlebnis meinte er dann, ich sei nicht so, wie er sich Ausländer bisher vorgestellt habe. Eigentlich sei ich eh sehr japanisch. Ich war mir nicht sicher, ob das ein Kompliment war und so überlegte ich, was denn damit gemeint sein könnte. Im Endeffekt glaube ich, hat es damit zu tun, dass Österreicher und Japaner vom Verhalten her gar nicht so unähnlich sind.
Gleich und doch nicht gleich
Natürlich sind das jetzt alles Verallgemeinerungen, denn jeder Mensch ist anders. Doch habe ich das Gefühl, dass ich und meine Landskollegen nicht immer gleich mit der Tür ins Haus fallen. Lieber reden wir ein bisschen um den heißen Brei, versuchen, Streitigkeiten zu vermeiden und haben noch ein bisschen „Kaiserzeit“ in uns. Und das lieben die Japaner – besonders alles, was noch an die Kaiserzeit erinnert. Auch wenn (besonders in Wien) die Höflichkeit in manchen Geschäften zu wünschen übrig lässt, gibt es doch die österreichische Gastfreundschaft.
Doch diese kann der japanischen Variante, genannt „Omotenashi“ nicht das Wasser reichen. Wer das einmal erlebt hat, hat einen regelrechten Kulturschock bei der Rückkehr in sein Land, wo man manchmal froh sein muss, dass man den Verkäufer bei seiner „Arbeit“ stören darf. In Japan, besonders bei den Departmentstores, stehen die Angestellten vor dem Aufsperren Spalier und verbeugen sich vor den Kunden.
Man hat das Gefühl, die Verkäufer wissen bereits, was man möchte, bevor man sich selbst darüber im Klaren ist. Und wenn es einmal doch ein Problem gibt, dann wird der größtmögliche Aufwand betrieben, dieses zu lösen, begleitet von Verbeugen und Entschuldigungen.
Dieses Verhalten ist den Japanern jetzt nicht in die Wiege gelegt. Viele Regeln und besonders das rigorose Training verhilft zu den richtigen Umgangsformen mit dem Kunden. Das Ganze hat natürlich 2 Seiten – auch der Kunde benimmt sich dementsprechend. Mehr Infos zu japanischen Geschäftsgepflogenheiten hier.
Nochmal zurück zum Schnitzelkochen mit dem Schwiegervater: Im Endeffekt hat er sein Schnitzel dann mit Stäbchen und Katsudon (eine Art dickes Schweineschnitzel)-Soße gegessen.
Abschließend noch eine passende Anime-Empfehlung für dich:
王室教師ハイネ – oushitsu kyoushi haine. Es geht um 4 Prinzen, die für die Thronfolge „fit“ gemacht werden sollen, und zwar von einem eigens dafür angestellten Privatlehrer. Nur haben die Prinzen einen ziemlichen Verschleiß, was Privatlehrer angeht und ekeln sie alle raus. Natürlich ist Heine anders als alle anderen – es gibt nichts, was er nicht kann. Er bringt alle 4 Prinzen dazu, zum ersten Mal gemeinsam am Unterricht teilzunehmen und auch einen Einstufungstest zu machen. Nur ist er ziemlich klein und sein Hintergrund im Dunkeln. Er nutzt es schamlos aus, dass einer der Prinzen auf Sachertorte steht und verführt ihn dadurch zum Lernen. Neben Sachertorte geht es um Käsekrainer, Dobostorte und auch die Oper und natürlich die Hofburg sind zu sehen.
Ein weiterer Hinweis, dass es sich um Österreich handelt: das Königreich heißt Glanzreich und der Wein kommt aus Niederglanzreich. Die Prinzen sind allesamt fesch – es ist aber in keinster Weise ein Shonen-Ai.
Warum du dir diesen Anime zu Japanischlernzwecken ansehen solltest? Na damit du ein bisschen ein besseres Gefühl für die japanische Höflichkeitssprache, genannt Keigo 敬語, bekommst. Viel Spaß!
Manuela マヌエラ – aber nicht von Habsburg フォン・ハプスブルクじゃないけどね