Beim Begriff „Bonsai“ handelt es sich um eine vom Zen-Buddhismus beeinflusste Kunstform, bei der als Ziel angesetzt wird, Bäume möglichst klein zu halten und ästhetisch zu formen. Bonsai wird mit den Kanji 盆栽 geschrieben:

• 盆 ぼん (bon) bedeutet in diesem Fall „Tablett“, es handelt sich jedoch um dasselbe Kanji wie das bon in Obon-Fest (ein buddhistisches Fest, bei dem verstorbene Ahnen geehrt werden)

• 栽 さい (sai) bedeutet pflanzen/anpflanzen
Ursprünglich kommt diese Kunstform aus China, die mit dem Zen-Buddhismus nach Japan gelangte und besonders während der Edo-Zeit (1604 – 1651) eine erste große Beliebtheit zeigte. In dieser Zeit wurden Bonsai möglichst naturgetreu gehalten. Erst ab der Meiji-Zeit (1868-1912) wurde mit diversen Techniken darauf geachtet, die Bäume in eine bestimmte Form wachsen zu lassen. Das ästhetische Ideal geht auf das Wabi-Sabi Prinzip zurück, dass in vielen weiteren vom Zen-Buddhismus beeinflussten Kunstformen wie z.B. Kalligrafie 書道 しょどう(shodō), Ikebana 生け花 いけばな (ikebana) oder auch im Nō-Theater能 のう (nō) zu finden ist.

Was ist das Wabi-Sabi Prinzip?

Um diese Frage zu beantworten, muss man zunächst in eine andere wichtige Kunstform des 16. Jhdt. eintauchen: die Teezeremonie茶道 (さどうsadō oder ちゃどうchadō gelesen = „Teeweg“). Diese wurde ebenfalls vom Zen-Buddhismus beeinflusst und befolgt bestimmte Schritte, um sie ordnungsgemäß abhalten zu können. Diese Schritte wurden von dem Teezeremonienmeister Sen no Rikyû (1521-1592) aufgestellt, der Toyotomi Hideyoshi (der Zweite der drei Reichseiniger) gedient hat. Sen no Rikyû prägte den Begriff Wabi-Sabi:

• „Wabi“ 詫 わび bedeutet Einsamkeit, Stille und sich „einsam und verlassen fühlen“
• „Sabi“ 寂 さび bedeutet Einfachheit oder auch „alt oder reif sein“ 

Obwohl die beiden Wörter zunächst vielleicht etwas negativ klingen, wandelte sich der Begriff in etwas Positives und Schönes. Somit ist ein neues Ideal an Schönheit entstanden: Es geht nicht mehr um das „Perfekte“, sondern viel mehr um die Akzeptanz und Wertschätzung der Unvollkommenheit und Vergänglichkeit.

Das Bonsaimuseum in Kärnten

Passend dazu habe ich im Urlaub mit meiner Reisebegleitung, einer begeisterten Bonsai Liebhaberin, in Kärnten das Bonsaimuseum am Millstätter See besucht. Das Museum wurde 1976 als Bonsaizentrum gegründet, und bietet den Besuchern nach japanischem Vorbild angefertigte Zen-Gärten und ungefähr 3000 Bonsai, von denen einige sogar über 100 Jahre alt sind. Nachdem man jeden Bonsai bewundert hat, gibt es die Möglichkeit sich mit einer Schale Grüntee zu den Bonsai zu setzen und die Umgebung zu genießen – was ich jedem sehr ans Herz legen kann! Weiters wird man sehr gut hinsichtlich Bonsaipflege beraten und die Mitarbeiter stehen jeder Zeit bereit, um über die ausgestellten Bonsai zu erzählen. Auf der Website könnt ihr noch mehr Bilder von der Gartengestaltung und den Bonsai sehen:

http://www.bonsai.at/

Habt ihr einen Bonsai zu Hause? Gibt es eine japanische Kunstform, die euch fasziniert?

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