Gleich 3 Monate lang haben wir jetzt keine Anime-Empfehlung ausgesprochen, dafür gibt es jetzt eine sehr ausführliche Empfehlung mit vielen nützlichen japanischen Wörtern und Hintergrund-Infos zur japanischen Kultur:
Hanasaku Iroha 花(はな)咲(さ)くいろは, Das ABC des Erwachsenwerdens
Dieser Anime, den ich mir jetzt gerade wieder mal anschaue, ist einer der Gründe, warum ich mich so sehr für (Onsen)Ryokan, 温泉旅館, おんせんりょかん, ein japanisches Hotel mit heißen Quellen, interessiere. Ganz wichtig, in Ryokans und auch sonst überall in Japan, ist „Omotenashi“, die japanische Gastfreundlichkeit. Diese beginnt bereits vor dem Betreten des Ryokans und hört erst nach dem Verlassen desselben wieder auf – mit einem Verabschiedungszeremoniell – wo man sich dann wie ein König fühlt.
Es gibt kleine und große solche japanische Hotels – besonders die kleinen Varianten bemühen sich um jeden einzelnen ihrer お客様(きゃくさま, okyaku-sama, die ehrenwerten Gäste/Kunden). Im Anime führt die Eigentümerin sogar eine Liste aller Kunden mit deren Vorlieben und Abneigungen. Auch meine Familie und ich haben uns damals sehr willkommen gefühlt, fast wie in einer Familie + extrem zuvorkommendem Service, wunderbarem Essen und sogar einem Onsen auf dem Zimmer (ich bin nicht so der Typ, der gerne 裸 はだか, hadaka – nackt, mit anderen Leuten baden geht).
Und genau dafür steht das Ryokan in diesem Anime – das Kissuisou 喜翆荘(きっすいそう, das erste Kanji bedeutet Freude, Fröhlichkeit, das zweite unbeflecktes Grün – und auch ein anderes Kanji für 緑、みどり, midori, das dritte Zeichen steht für eine Reise-Unterkunft), das sich im imaginären Ort 湯乃鷺温泉 (ゆのさぎおんせん, yunosagi onsen), in der Präfektur Ishikawa 石川県、いしかわけん (diese Präfektur gibt es wirklich – der Onsen-Ort 湯涌温泉, ゆわくおんせん, yuwaku onsen war der Modell-Ort für diesen Anime).
Für wen das Wasser zu heiß ist – in Ryokan Komeya gab es sogar die Möglichkeit, kaltes Wasser nachlaufen zu lassen, was aber nicht selbstverständlich ist. Japanische Onsen sind für die meisten Ausländer etwas zu heiß. Die heißesten Quellen in Japan befinden sich lt. meinem Mann in Kusatsu 草津(くさつ) in der Präfektur 群馬ぐんま, Gunma. Dort wäre ich nach ca. 15 Minuten beinah umgekippt :D also Vorsicht, besser lieber kürzer als zu lange. Das ist auch immer wieder Thema in diversen Animes, wo die Leute schon ganz rote Köpfe bekommen und sich dann im Halbdelirium befinden.
Nun aber zum Inhalt des Animes:
Das Mädchen Ohana (緒花、おはな) muss im Ryokan ihrer Großmutter unterkommen, da ihre Mutter vor den Kredithaien zusammen mit ihrem Lover geflüchtet ist. Doch die Großmutter ist eine sehr strenge Frau, die nur mit „Frau Manager“ – 女将(おかみ)さん, okami-san, angesprochen werden möchte. Weiters gibt es da noch den Onkel 縁、えにし, enishi (interessanterweise ein anderes Kanji für das Zeichen „Grün“ im Namen des Ryokan-Namens Kissuisou), der früher unter den Streichen von Ohana’s Mutter gelitten hat und Ohana nun eins auswischen möchte. Und nicht zu vergessen, Minko (auch genannt Min-chi), die neben der Oberstufe im Onsenryokan als Kochgehilfin arbeitet und Ohana mit den Worten „死(し)ね!“ (shine Stirb, kratz ab) begrüßt. Auch der Koch Ren-san und sein Hilfskoch Tooru sowie die Ryokan-Kellnerinnen (auf Japanisch 仲居, なかい, naka-i), Nako und Tomoe haben alle eine interessante und liebenswürdige Art, auch wenn sie anfangs alle mehr oder weniger schroff der Neuangekommen gegenüber sind.
Ein bisschen Romanze (aber wirklich nur ein bisschen), viel über die japanische Kultur und Verhaltensweisen (am Land und in der Stadt), japanisches Essen, Ehrgeiz, Familienprobleme und ein Mädchen, das aus ihrem bisher gewohnten Umfeld Tokyo herausgerissen wird und aufs Land kommt. Iroha ist das alte Wort für die japanische Silbenschrift Hiragana, da damals die Silbenschrift nicht mit あ、い、う、え、お begonnen hat, sondern mit い、ろ、は. Hanasaku, also das Erblühen einer Blume, hat im Japanischen die Bedeutung von „Erwachsenwerden“.
Manchmal träume ich davon, auch eine 女将 zu sein :D – damit mich dann auch jeder okami-san nennt :) aber bis dorthin freue ich mich, wenn ich dein Sensei sein darf :)