Vorsicht – lang und detailliert


Der Anfang kann leicht mal etwas überfordern. Was soll man zuerst lernen. Wie soll man lernen. Welche Lernmaterialien?


Meine Empfehlung:

Zuerst die Hiragana

und gleich einzelne Wörter: also mal

あa

いi

うu

えe

おo

und gleich passende Wörter あい ai – Liebe いえ ie Haus いいえ iie nein あおい aoi blau  うえ ue – oben (und gleich das Kanji 上 – ÜBER dem Strich ist etwas – vergleiche unten 下 unter dem Strich ist etwas ) dazu lernen. Gleich die richtige Aussprache dazu. Deutsche Aussprache ist zwar der japanischen sehr ähnlich, aber es gibt Eigenheiten, besonders in der Betonung (vergleiche: auf Deutsch heißt Sakura (Kirschblüte, bzw. bei Naruto): SaKUUURA, aber eigentlich sagt man SAkura, das „kura“ kurz)


wenn möglich dazu gleich passende erste Grammatik

z.B. einfache Partikel

–は – ausgesprochen „wa“ als Satzthemapartikel, WATASHI WA nihonjin desu – WAS MICH BETRIFFT, ich bin Japaner/in (wobei man das „was mich betrifft“ normalerweise nicht übersetzt – es geht nur darum, zu zeigen, dass die neue Information (bin Japaner) über mich ist.Oder gleich die Verneinung dazu:watashi wa nihonji DEWAARIMASEN – ich bin KEIN/NICHT Japaner.
Partikel

に ni für das Ziel der Handlung (hat aber auch noch andere Bedeutungen) NIHON NI ikimasu – ich fahre/fliege NACH JAPAN


で de für das Mittel, das man verwendetHIKOUKI DE nihon ni ikimasu – ich fliege MIT DEM FLUGZEUG nach Japan


UND auch wenn ich jetzt die Aussprache in unserer Schrift (Romaji) hingeschrieben habe, empfehle ich mit Nachdruck, so schnell wie möglich nur noch auf Japanisch (also Hiragana) zu schreiben

Dann die Katakana

Die braucht man für den eigenen Namen und besonders für Fremdwörter – wenn man sich also z.B. eine Cola oder ein Bier bestellen möchte, dann findet man diese Wörter in der Speisekarte in Katakana コーラ (koora) ビール (biiru) – das „ー“ dient der Verlängerung des Vokals davor (gibt es grundsätzlich nur bei Katakana).


Klar brauchst du bei Hiragana und Katakana auch noch die “ (macht aus einem stimmlosen Laut, z.B. て „Te“ einen stimmhaften Laut, z.B. で „de“ und ° (macht aus einem h ein p) sowie die kleine Variante von ゃょゅ (zB. きょ kyo = き ki + よ yo) und っ (verdoppelt den nächsten Mitlaut: ohne: kipu きぷ mit: kippu きっぷ Fahrschein) und bei Katakana gibts noch weitere Silbenkombis.


Oh, und Wörterraten mit Katakana ist super:

pasokon – PC (PASOnaaru KONpyuuta)

terebi – Fernseher (TEREBIshon)

takushii – Taxi (es gibt kein x im Japanischen – es geht dabei nach der Aussprache, was dem Originalwort am ähnlichsten kommt, also eigentlich taksi, aber ein „si“ gibt es nicht, deshalb shi – und Japaner können keine Mitlaute/Konsonanten alleine aussprechen – außer das „n“)


Und dann am besten Schritt für Schritt neue Vokabel mit einfacher Grammatik kombinieren. Wichtig sind dabei einfache Sätze, kurze Dialoge und Minigeschichten. Und alle auf dem passenden Niveau. So lernt du nämlich nicht nur Vokabeln, sondern auch, wie du sie richtig anwendest. Kindergeschichten sind da eher unpassend, da Vokabeln und Grammatik nicht für Anfänger geeignet sind.


Die Geschichten anhören, lesen, nachsprechen, abschreiben. Oft anhören und nachsprechen. So trainierst du dein Hörverstehen UND deine Aussprache.
Solche Geschichten / Dialoge findest du in guten Kursbüchern oder Lesebücher, die extra für Japanischlernende gemacht wurden.


kanji kowai

Kanji am besten wie Vokabeln lernen.

Schreiben ist wichtig, aber lesen können ist wichtiger. Dazu am besten die Lesung über den Kanji abdecken.
Am besten schon bei Hiragana/Katakana gelernt haben, wie man die Striche richtig macht (Regeln wie: von links nach rechts und von oben nach unten) und dann mit den Kanji weitermachen.


Kanji schreiben lernen mit System bedeutet, nicht mit den schwierigsten Kanji anzufangen, sondern zuerst mit einfachen Dingen wie

Mensch 人 hito

Japan 日本 nihon 

Wasser 水 mizu 

Feuer 火 hi 

Baum 木 ki 

Gold/Geld 金 kin/kane 

Zahlen

Eins一ichi

zwei 二 ni

drei 三 san


Ein Wahnsinnsprojekt wäre, gleich alle neuen Vokabeln gleich in Kanji zu lernen, das ist aber mehr als schwierig. Ich habe es damals nicht geschafft, zumindest nicht alle.


Wichtig ist auch, dass man die Kanji nicht alleine lernt und nicht ohne Kontext, da man sie sonst viel zu schnell vergisst. Das passiert sowieso – also das schnelle Vergessen. Man kann das Risiko des Vergessens aber etwas verringern, indem man sich den Kanji so viel wie möglich aussetzt (Kanji, die man sich merken möchte, an die WC-Tür, Kühlschrank, neben dem PC etc. hängen).


JapanerInnen kennen lernen

Das ist auch eine nette Sache. Was ich aber lernen musste, ist, dass mir Nativespeaker ihre eigene Sprache nicht gut erklären können (Grammatik z.B.), dafür mir aber sagen können, was falsch ist oder sich komisch anhört und wie es besser klingt. Dafür muss man aber mit der anderen Person auch kommunizieren können – das passiert dann meist auf Englisch. Vorsicht, dass man bei einem sogenannten Tandemlernen dann nicht auf einer Sprache hängen bleibt – meist ist das dann Englisch, weil es beide Tandempartner verstehen. Um von seinem Tandempartner wirklich zu profitieren, solltest du dir schon im Vorhinein für jedes Treffen ein Thema ausdenken und dich dafür vorbereiten. Du kannst nicht von deinem Partner erwarten, dass er es für dich vorbereitet.

Alleine lernen war für mich nicht geeignet

Ich habe damals mit diversen Büchern begonnen, musste aber feststellen, dass alleine lernen für mich nicht wirklich geeignet ist. Dabei lernte ich mir das ein oder andere Hiragana falsch – z.B. das も (zuerst し, dann die zwei Querstriche). Ich war auch teilweise zu faul und war mit den Büchern nicht zufrieden.
Damals (2004) gab es noch keine Youtube-Videos (oder ich wusste nichts davon :D)


Und weil mir beim Selberlernen und auch im Unterricht, den ich genommen hatte, keine wirklich guten Kurs- und Lesebücher unterkamen, habe ich mich nach Jahren des Lernens und Unterrichtens daran gemacht, selbst Bücher zu schreiben.


Wer also noch für sich selbst oder für jemand anderen ein Geschenk sucht, das für komplette Anfänger der japanischen Sprache geeignet ist, empfehle ich meine Bücher:

Perfekt übrigens beide Bücher zusammen, so kann man die gelernten Hiragana und Katakana gleich anwenden.


Und wenn du schon dabei bist: Komm zu meiner Japanischlern-Challenge für Anfänger (Videos sind kostenlos, wenn Hausaufgabenbetreuung gewünscht, 12 Euro):

www.japanischlernen.at/starter-japanisch


Du hast schon Vorkenntnisse? Da hab ich auch was für dich (dauert aber 2 Wochen und kostet 70 Euro)

https://japanischlernen.at/dein-japanisch-check-basics/


Danke fürs Lesen – und dranbleiben beim Japanischlernen! ?


Manuela, Japanischlehrerin, seit 11 Jahren verheiratet mit einem Japaner, Wohnort: Fukui, Japan (liegt zwischen Kyoto und Kanazawa)


PS: und der allerwichtigste Tipp zum Schluss:

vergleiche dich NICHT mit anderen. Du weißt nicht, wie lange/wie viel Zeit sie schon gelernt haben. Vergleiche dich lieber mit dir selbst, vor einer Woche, vor einem Monat, vor einem Jahr, als du gerade mit dem Japanischlernen begonnen hast. Und freue dich über deinen Fortschritt!!?