Hier der dritte Teil unser oshougatsu-Reihe, die restlichen Teile findest du hier und hier:
(Reihenfolge von links nach rechts, oben nach unten)
Japanische Neujahrsspiele
- 羽付、はねつき、hanetsuki
Dieses und die nächsten zwei Bilder stehen für traditionelle japanische Neujahrsspiele, die es seit der Heianzeit (als Kyoto Hauptstadt war) gibt. Hanetsuki kann man mit unserem Federball vergleichen. Der „Ball“ besteht auch aus Federn (羽, はね, hane), der Schläger (auf Japanisch 羽子板、はごいた, hagoita) ist komplett aus Holz gemacht, aber eher eckig im Vergleich zu den runden Tischtennisschlägern und ist schön verziert. - 凧揚げ、たこあげ、takoage
Beim Takoage handelt es sich um das Drachensteigen. Drachensteigen wurde während des Tokugawa Shogunats verboten, außer zur Neujahrszeit. Die Drachen sind schön bemalt und sollen Glück bringen. - 独楽回し、こままわし, komamawashi
Koma ist das japanische Wort für „Kreisel“. Der Kreisel repräsentiert das aufrechte Stehen, also dass man ein vollwertiger Erwachsener ist und Verantwortung übernimmt. Er gilt als Winterspiel, den damals die Spielwarenhändler anpriesen, um die Verkaufszahlen zu pushen. - カルタ, karuta
Ein Kartenspiel, das besonders gerne während der Neujahrszeit gespielt wird. Die Regeln sind nicht schwierig, jedoch muss man sich für bessere Gewinnchancen 100 japanische Gedichte aus der Heian-Zeit merken. Mehr dazu hier.
Japanische Tiersymbole im Neujahr
Die Schildkröte (亀, かめ, kame) und der Kranich (鶴, つる, tsuru) – wer denkt da nicht an den Herrn der Schildkröten und den Herrn der Kraniche aus Dragonball – sind Symbole für langes Leben. Das japanische Sprichwort 鶴は千年、亀は万年 (tsuru wa sennen, kame wa mannen) bedeutet genau dies: Der Kranich lebt 1.000 Jahre, die Schildkröte 10.000 Jahre.
書初め、かきぞめ、kakizome
Das oberste Symbol zeigt einen Tuschereibstein mit der Tusche und dem dazugehörigen Kalligrafiepinsel. So wie der erste Schreinbesuch und der erste Sonnenaufgang geht es hier um das erste Mal Kalligrafie im neuen Jahr. Das, was geschrieben wird, könnte man ein bisschen mit unseren Neujahrsvorsätzen vergleichen. Es handelt sich dabei um motivierende Sprüche, wie etwa 七転び八起き (nanakorobi, hachioki) – sieben Mal hinfallen, acht Mal aufstehen – also nicht aufgeben. Ganz wichtig ist, sich auf das Schreiben zu konzentrieren, im Hier und Jetzt zu sein.
Danach siehst du einen Umschlag mit der Aufschrift
お年玉、おとしだま、otoshidama
Hier geht es um das Neujahrsgeld, das in einem Kuvert überreicht wird. Die Kanji stehen für Jahr und Münze. Alle noch nicht volljährigen Kinder bekommen das Otoshidama, je älter, desto höhere Geldbeträge. Auch ich bekam damals zu meinem ersten japanischen Neujahrsfest ein Otoshidama-Kuvert, mit dem ich dann gleich nach Neujahr einkaufen gegangen bin. So wie bei uns ist dann Einkaufen angesagt mit dem Geld, das man bekommen hat.
Und zum Schluss siehst du die folgenden Kanji
謹賀新年、きんがしんねん、kingashinnen
Dies ist die Kanjikombination, die du auf der japanischen Neujahrskarte findest. Es ist ganz wichtig, an alle wichtigen Personen (die, die einem im vergangenen Jahr in irgend einer Art geholfen/einem beigestanden haben), so eine Glückwunschkarte zu schreiben. Die einzige Ausnahme ist, wenn im vergangenen Jahr ein Todesfall in deiner Familie war. Dann schickst du aber schon vorab eine Karte an alle, um auf dein Nichtsenden der Neujahrskarte hinzuweisen.
Auf der Vorderseite findet sich meist das Tier des neuen Jahres oder eine Szene, die für die schreibende Person wichtig war (Hochzeit, Geburt eines Kindes…). Viele Leute schreiben die Karte nicht mehr per Hand, sondern lassen sie mit extra dafür vorgesehenen Programmen ausdrucken und verschicken.
Was genau auf einer japanischen Neujahrskarte draufsteht und welche Floskeln/Vokabeln verwendet werden, erkläre ich dir hier.
Bleibt mir nur mehr zu wünschen: よいお年を!(yoi o toshi wo! = einen guten Rutsch – vor dem 01.01.) oder 明けましておめでとうございます。(akemashite omedetou gozaimasu = ein gutes neues Jahr – nach dem 01.01. bis spätestens 14.01.)