Urheber: tsuppyinny

Hina-Puppen; Foto: tsuppyinny

Heute, am 03.03. haben wir das Hinamatsuri in Japan – ein Fest (matsuri, 祭り、まつり) für die (kleinen) Mädchen. Bis an diesem Tag bzw. zu dieser Zeit im Jahr – werden wunderschöne Puppen hervorgeholt und im traditionellen Tatami-Zimmer (和室、わしつ, washitsu – traditioneller japanischer Raum) ausgestellt.
和 wa steht für alles Japanische, wobei 洋、よう、you für alles Westliche steht – vergleiche 和服、わふく、wafuku, japanische Kleidung wie Kimono und 洋服、ようふく、youfuku, Kleidung im westlichen Stil, etwa Jeans) ausgestellt.
Urheber: Manuela Ito-Loidl

Chirashi-Sushi; Foto: Manuela Ito-Loidl

Weiters isst man auch gerne Chirashi-zushi ちらし寿司. Bei dieser Sushi-Variante werden die Zutaten klein geschnitten und lose über den Reis gegeben. Chirashi kommt vom Verb chirasu – 散らす (verstreuen). Sushi bedeutet übrigens „gesäuerter Reis“. Besonders schön hergerichtete Torten gibt es natürlich auch.

Hinamatsuri-Torte Foto: Tsuboya

Dieser ganze Aufwand wird aber nur betrieben, wenn die Familie eine Tochter hat. Der Legende nach aber heißt es, wenn diese Puppen (genannt hina – 雛 、ひな) nicht bis zum 4. März wieder weggeräumt werden, wird die Tochter in diesem Jahr nicht heiraten – also wenn 娘、むすめ、musume eher bald heiraten (結婚する、けっこんする、kekkon suru) sollte, dann lieber zeitig wegpacken. :)

Dies Puppen selbst stellen den Kaiser (genannt 天皇、てんのう, tennou 天-der Himmel – der Kaiser stammt in der japanischen Mythologie direkt von den Göttern ab), seine Gemahlin und den ganzen Hofstaat samt Musikern dar. Je nach Größe gibt es dann auch noch diverses Mobiliar und andere schöne Deko. Alles im Stil aus der Heianzeit – Heianjidai (平安時代, へいあんじだい).
Diese bezeichnet die Periode von 794 bis 1185, als Kyoto, damals Heiankyou (das Kyou von Kyouto) genannt, Hauptstadt (首都、しゅと、shuto oder ein altes Wort dafür: 都、京、みやこ、miyako) von Japan war. Der Heianzeit wird nachgesagt, dass sie eine Blütezeit der Kunst und Kultur in Japan war und das Kaiserreich auf seinem Höhepunkt – nur dass der Kaiser nicht wirklich viel zu reden hatte – im Hintergrund zog die Familie der Fujiwara die Fäden (wer einen kleinen, nicht ganz ernst zu nehmenden Blick in diese Zeit erhaschen möchte – lies bzw. schau hier). Zum Essen gibt’s Chirashi-Sushi, niedlich dekorierte Torten usw. – gleich ein paar Bilder dazu.

Puppen im Allgemeinen sind in Japan eine sehr interessante, zuweilen sehr gruselige Angelegenheit. Es gibt unzählige Geschichten von fast lebensähnlichen Puppen-Gesichtern, Augen, die einem folgen bzw. Puppen, die gleich über Nacht lebendig werden und schlimme Dinge tun – a là Chucky – nur halt mit einem schöneren Gesicht. Die Hina-Puppen hier sollen aber genau das Gegenteil bewirken. Sie sollen böse Geister in sich aufnehmen und dann beim Hina-Nagashi (雛流し、ひなながし) mit sich nehmen. Dies war vor allem in alter Zeit Brauch, wo Stroh-Puppen in den Fluss geworfen wurden, sodass diese bis ins Meer treiben sollten, um gemeinsam mit den bösen Geistern auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.

Für die Jungs gibt es Anfang Mai den Kodomo no Hi, wo dann eine Samurairüstung, fliegende Karpfen usw. als Deko dienen. Bei uns gibt es jetzt daher in der Family keine Hina-Puppen, sondern in zwei Monaten eine große schwarze Rüstung mit Pfeil, Bogen und Katana.
 
Wer seine Wohnung ein bisschen japanischer herrichten möchte – bei amazon.co.jp gibts schon relativ günstige Mini-Hinamatsuri-Sets. Weitere Einkaufstipps hier.
Wir haben unser Büro mit diversen Hina-Dekos ausgestattet.


Foto Manuela Ito-Loidl

Foto Manuela Ito-Loidl